Vor genau 70 Jahren wurde das Jugendhaus in Kleingartach eingeweiht. Mit einem kleinen Festakt wurde der Einweihung und der Stifterin Bertha Walder-Weissert gedacht. Ideengeber Alexander Krysiak vom Verein Heimat und Kultur Kleingartach zeigte in einem Festvortrag die Geschichte des Jugendhauses sowie das Leben der Stifterin auf.
„Es braucht ein Haus, in dem sich Alt und Jung im Geiste Jesu Christi versammeln können“, zitierte Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Kleingartach Elke Stephan die Stifterin des Jugendhauses Bertha Walder-Weissert. Das Zitat entstammt aus einem Gespräch im Jahr 1948 mit dem damaligen Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kleingartach Willi Häcker. Häcker erzählte ihr von der Raumnot und dem aus allen Nähten platzenden Kindergarten. So kam es zur Entscheidung von Walder-Weissert für die Finanzierung des Jugendhauses zu sorgen. Noch in der gleichen Sitzung, in der der Kirchgengemeinderat davon erfuhr, wurde kurzerhand ein passendes Grundstück ausgesucht. Nicht einmal ein Jahr nach dem Spatenstich wurde dann das Jugendhaus am 17. Juli 1949 eingeweiht. „Das muss man sich heute mal vorstellen“, so Stephan. Bei der Einweihungsfeier ernannte der damalige Bürgermeister Hermann Schelle die Stifterin zur Ehrenbürgerin der Stadt Kleingartach.
In den Anfängen diente das Jugendhaus der Unterbringung des Kindergartens, der Jugend- und Gemeindearbeit sowie einer Arztpraxis. Für die Stifterin stand im Obergeschoss immer ein Zimmer frei. Ein Multifunktionshaus, das nach dem Verkauf 1982 an die Kinderheimat Kleingartach, der heutigen Diakonischen Jugendhilfe Region Heilbronn (DJHN), immer noch so sei, bestätigte DJHN-Geschäftsführer Markus Schnizler. Tagungen, Sitzungen, Seminare, Sommerfeste, Dienstagsprogramm, Unterrichtsräume für die Mädchenschule der Christian-Heinrich-Zeller-Schule, Wohnungen für junge Mitarbeitende und Gründungsort des Vereins Kinder- und Jugendförderung Kinderheimat. „Wir sind unglaublich dankbar für dieses Gebäude als Kern unserer Arbeit“, sagt Schnizler.
Leben der Stifterin
Bertha Walder-Weissert wurde am 9. November 1879 als sechstes Kind des Kleingartacher Löwenwirts geboren und wuchs in der Güglinger Straße auf. Die Kindheit war von der Hilfe in der Landwirtschaft geprägt. 1920 zog sie in die Schweiz, wo bereits ihre ältere Schwester Lina lebte. In verschiedenen Haushalten in Zürich, Wädenswill, Basel oder auch Liesthal verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt. 1925 zog es sie nach Luzern. Bei Hans Walder, einem wohlhabenden Kaufmann, bekam sie eine Stelle als Haushälterin. Die beiden verliebten sich und heirateten 1938. Die Ehe blieb kinderlos. 1943 verstarb ihr Mann mit 75 Jahren und Bertha zog zurück nach Zürich. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte sie durch regelmäßige Besuche in Kleingartach ihre Verbundenheit zur Heimat stärken. 1948 stiftete sie neue Glocken, vier für die Kirche und zwei fürs Rathaus. Neben der Finanzierung des Jugendhauses gab sie auch beim Bau der Kleingartacher Stadthalle 1951-1953 und der Gestaltung des Schillerplatzes 1953 finanzielle Unterstützung. Im Alter von 92 Jahren verstarb Bertha 1972 in Zürich.
Ansprechperson
Andreas Werner
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Walder-Weissert-Str. 6
75031 Eppingen-Kleingartach
Tel.: (07262) 255 35-3050
oeffentlichkeitsarbeit@djhn.de